Frühkartoffeln im Hobbygarten.

Für jeden Hobbygärtner, der Frühkartoffeln selbst kultiviert, gelten diese als eine besondere Delikatesse. Frisch geerntet, gewaschen, gebürstet und gekocht sind sie nur mit Butter, Stippe, Blut- oder Leberwurst einfach köstlich! Für die Kartoffel gibt es viele mundartliche Bezeichnungen, wie „Erdäpfel“ oder sogar „Nudl“ (Uckermark).
Im Anbau von Frühkartoffeln haben wir Hobbygärtner gegenüber der Produktion gewerbsmäßig nach eigenen Erfahrungen alle Vorteile für uns:
Einen wichtigen Vegetationsvorsprung sichern wir uns durch das Aufstellen der Pflanzkartoffeln in Stiegen zum Vorkeimen ab Anfang März. Gewerblich gilt als optimal: Temperatur nicht unter 8° C, heller Raum, relative Luftfeuchtigkeit 60 bis 80 %. Für uns Hobbygärtner eignet sich aber auch der Balkon an der Wohnung. Die Stiegen werden bei Sonnenschein leicht beschattet, bei hohen Temperaturen leicht mit Wasser mittels Zerstäuber besprüht (aber nicht begossen!), bei nächtlichen niedrigeren Temperaturen oder sogar Frostgefahr sicher zugedeckt oder in der Wohnung in einen kühlen Raum gestellt. Am Vormittag bei gestiegener Außentemperatur stellt man die Stiege wieder ins Freie. Diese Prozedur ist mitunter durchaus über eine Zeitspanne von 2 bis 3 Wochen notwendig und fordert Geduld –für den Erwerbsanbau nicht möglich (Vorteil 1).

Eine Erhöhung der Bodentemperatur wird erreicht, wenn man die vorgesehene Fläche mit perforierter Folie einige Wochen vor dem Pflanztermin zudeckt. Die Pflanzung ist möglich, sobald die Bodentemperatur 5°C überschritten hat (Vorteil 2).

Die Mineraldüngung erfolgt am besten sofort nach dem Umgraben. Gibt es keine Ergebnisse einer Bodenuntersuchung, kann als Anhaltswert eine Gabe von 700 bis 8oo g Blaukorn COMPO ENTEC je 10 m2 gelten. Dieser Volldünger enthält 14% N, 7% K2O und 17% K2O. Damit wird auch der Bedarf an Stickstoff gesichert. Werden andere Voll- oder Einzeldünger verwendet, muss natürlich entsprechend umgerechnet werden. Die Bodenreaktion soll schwach sauer bis neutral sein, gekalkt wurde 1 – 3 Jahre zuvor. Nie frisch kalken- akute Schorfgefahr!

Wurde Stalldung als die beste Form einer organischen Düngung gegeben, am besten schon im Herbst, kann je nach Höhe der Gabe die Mineraldüngung sogar reduziert werden.

Die meisten Hobbygärtner nutzen aber, wie ich selbst auch, statt Stalldung den eigenen Kompost. Dieser wird am besten in die mit dem Häufelpflug ausgeworfene Furche eingebracht, in die die Kartoffeln direkt gepflanzt werden. Die Reihen können im Abstand von 50 cm gezogen werden, gegenüber im gewerbsmäßigen Anbau von 62,5 cm, bedingt durch die Spurbreite der erforderlichen Technik (Vorteil 3).

Die Pflanzung im Abstand von etwa 35 cm erfolgt witterungsbedingt in der Zeit ab Ende März bis Anfang April. Da wir Hobbygärtner jede Kartoffel einzeln mit der Hand pflanzen, können diese schon kräftige Lichtkeime mit Blättern haben, was einen weiteren Vegetationsvorsprung bedeutet. (Vorteil 4).
Im Erwerbsanbau sind so weit vorgekeimte Pflanzkartoffeln ungeeignet, weil bei der maschinellen Bestellung die Keime abbrechen, aber aus arbeitswirtschaftlichen Gründen die Pflanzung von Hand nur selten möglich ist.
Das erneute Zudecken der Fläche mit perforierter Folie nach sofortigem vollständigen Anhäufeln trägt zum weiteren Schutz der jungen Pflanzen und Erhöhung der Bodentemperatur bei. Die Folie wird erst abgenommen, wenn das Kartoffelkraut auf den Dämmen eine Höhe von etwa 20 cm erreicht hat (Vorteil 5).
Die Folie sollte jedoch noch am Rand liegen gelassen werden. Dann kann man sie bei Gefahr von Spätfrösten zu den Eisheiligen (Mitte Mai) und zur Schafskälte (Anfang bis Mitte Juni) schnell wieder auflegen. Friert aber das Kraut auch nur teilweise ab, bedeutet das einen erheblichen Rückschlag in der Vegetation.

Eine Furchenbewässerung nach Bedarf in den Monaten Mai und Juni ist für die Ertragsbildung besonders günstig. Das Wasser darf aber nur sehr langsam einlaufen, damit die Erde nicht fort gespült wird (Vorteil 6).

Pflegemaßnahmen, wie Unkrautbeseitigung und Lockerung des Bodens, erfolgen bei Bedarf mit der langen Hacke sehr vorsichtig, damit keine Triebe beschädigt werden.

Die Schädlingsbekämpfung braucht sich erfahrungsgemäß nur gegen den Kartoffelkäfer zu richten. Auf chemische Mittel kann verzichtet werden. Die kleine Fläche in unserem Hobbygarten hält man durch Absammeln vollständig unter Kontrolle. Wer das mit bloßen Fingern nicht tun möchte, zieht sich an einer Hand einen geeigneten Handschuh an. Die Käfer werden in einen kleinen Behälter gesammelt und vernichtet. Man muss aber sehr vorsichtig sein, weil die Käfer sich bei geringster Bewegung zu Boden fallen lassen und dort nur schwer auffindbar sind. Meist gelingt es sogar, das Gefäß vorsichtig unter den Käfer zu halten und diesen leicht dahinein zu stoßen. Die Larven und Eigelege werden am Blatt vorsichtig zerdrückt. Während der Hauptbefallszeit sind solche Kontrollen wöchentlich mehrmals erforderlich (Vorteil 7).

Die Ernte können wir bei sehr frühen Sorten, wie z. B. Arkula, Karatop N, u. a., als vorgekeimte Pflanzkartoffeln schon etwa 80 Tage nach der Pflanzung beginnen. Da wir aber nur folgernd für den eigenen Bedarf ernten, erfolgt bis zum Absterben des Krautes immer noch ein Ertragszuwachs. Allein auf Grund der höheren Anzahl von Kartoffelpflanzen je Flächeneinheit ernten wir mindestens 25 % mehr Kartoffeln als der Erwerbsbetrieb: Auf 2,50 m Breite verfügt der Erwerbsbetrieb nur über 4 Reihen, wir Hobbygärtner können 5 Reihen anlegen (Vorteil 8).

Die Totalernte sollte erst vorgenommen werden, wenn das Kraut vollständig abgestorben ist und die Fläche unbedingt für die Nachfrucht benötigt wird. So reifen die Kartoffeln richtig aus und können unter den uns nur zur Verfügung stehenden üblichen, aber nicht optimalen, Lagerbedingungen etwa bis Jahresende gehalten werden. Danach setzt sehr bald die Ausbildung der langen Dunkelkeime und des Welkens der Knollen ein, verbunden mit zunehmender Minderung des Speisewertes. Deswegen ist auch von einer Lagerung als Pflanzkartoffeln für das neue Jahr dringend abzuraten, sofern dies nicht unter tatsächlich optimalen Lagerbedingungen erfolgen kann: trocken, gut belüftet, Temperatur 2° C bis 4° C. Höhere Temperatur bewirkt sehr schnell vorzeitige Keimung.
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Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 03.11.

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