Ambrosia

 
In den Medien wird bereits seit einigen Jahren vor der in neuerer Zeit als Unkraut auftretenden Wildpflanze Ambrosia als besondere Gefahr für Allergiker gewarnt. Kürzlich erhielt ich die Information über das Auftreten dieser Pflanze auch in einem Garten unserer Kleingartenanlage und habe deshalb einige Quellen studiert. Meine wichtigsten Erkenntnisse können etwa wie folgt beschrieben werden: 
Die Pflanze mit dem deutschen Namen „Beifußblättriges Traubenkraut“, auch als Ambrosia, Beifuß- Ambrosie, Traubenkraut, Aufrechtes Traubenkraut oder Wilder Hanf bezeichnet, trägt den wissenschaftlichen Namen „Ambrosia artemisiifolia“, gehört zur Familie Korbblütler, wird etwa bis 150 cm hoch und stammt aus Nordamerika. Der Name geht auf die griechische Göttin der Fruchtbarkeit Artemis zurück. Mit ihren dicht gefiederten Blättern und den sich später bildenden gelblichen körbchenförmigen Blütenständen sieht die Pflanze bei näherer Betrachtung sogar recht adrett aus und kann den Gedanken aufkommen lassen, sie als eine unbekannte pflanzliche Rarität besonders zu pflegen. Als Korbblütler, wie beispielsweise die uns bekannten Pflanzen Sonnenblume, Gänseblümchen oder Löwenzahn, ist die Ambrosia aber nicht sofort zu erkennen.  
Die kleinen Einzelblüten befinden sich nämlich in traubenähnlicher Anordnung an den Stängeln (daher der deutsche Name). Diese Anordnung der Einzelblüten ist bei der Ambrosia jedoch keine Ausnahme, sondern die Korbblütler gibt es in einer verwirrenden und fast nicht überschaubaren Formenfülle (Urania Pflanzenreich – Höhere Pflanzen 2. 1973. S. 307). 
Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit vermutet man zunächst überhaupt nicht! 
 
Als Heilpflanze war Traubenkraut in Europa schon im 16. Jahrhundert bekannt und wird bereits 1543 von Leonhart FUCHS in dessen „Kreutterbuch“ beschrieben (Reprint VMA-Verlag 2002). FUCHS zählt zu den bedeutendsten Medizinern des 16. Jahrhunderts und verfasste die erste systematische Darstellung und wissenschaftliche Benennung von Pflanzen (BROCKHAUS 2002). Zur Heilwirkung der Ambrosia heißt es im „Kreutterbuch“: bei Atembeschwerden, als harntreibendes Mittel, beschleunigt Monatsblutung bei Frauen  ( deshalb der Name), wird in Frankreich auch als Duftspender zwischen Wäsche gelegt, in Deutschland wenig bekannt und kommt hier nicht vor, „man muss das Traubenkraut im Garten anpflanzen“. Diese Beschreibung lässt darauf schließen, dass die Ambrosia damals auch als eine Kulturpflanze galt. Von Allergien wusste man allerdings noch nichts. 
 
Heute ist die Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Ambrosia bekannt. Die Allergiker sind besonders betroffen: Ambrosia- Pollen gehören zu den stärksten Allergie- Auslösern mit Entzündungen am Auge, der Atemwege, auf der Haut sowie Asthma als mögliche Folgen. Die späte Blütezeit Juli bis Oktober verlängert den Pollenflug insgesamt und damit die für Allergiker gefährdete Zeitdauer. Die Gefährlichkeit von Ambrosia ergibt sich aus ihrer Botanik: Eine Pflanze produziert bis zu einer Milliarde (!!!) Pollen, als „starke Belastung“ gelten je m3  Luft 11 Pollen gegenüber 50 Pollen von Gräsern, eine Pflanze produziert bis 60 Tausend Samen, die bis 40 Jahre keimfähig bleiben und vom Wind bis 100 km weit getragen werden können (Wikipedia u. a.). 
 
In Europa ist Ambrosia besonders stark verbreitet im Südosten von Frankreich, in der 
Schweiz, in Oberitalien, Ungarn und in den Balkanländern. In Deutschland weist derzeit 
„die mit Abstand größten Vorkommen die Niederlausitz südlich und südwestlich von 
Cottbus“ im Land Brandenburg auf, außerdem sind bisher besonders betroffen die 
Bundesländer Baden- Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrheinwestfalen sowie kleine 
Regionen in den Ländern Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig- Holstein, Sachsen- Anhalt, Sachsen sowie im Saarland. Mit Aktionsprogrammen gehen die Bundesländer 
gegen die Ambrosia vor (www.ambrosiainfo.de). 
 
Die Verbreitung von Ambrosia insbesondere durch Vogelfutter hat Ökotest 2007 durch 
eine Untersuchung bestätigt: Von 18 Produkten waren nur 3 frei: Prestige gestreifte 
Sonnenblumenkerne, Royal Animal Sonnenblumenkerne und Vogelpick Winter Fettfutter. 
Dagegen waren 15 Produkte = 83,3 % verseucht! Im Jahre 2008 hat die Projektgruppe 
Biodiversität und Landschaftsökologie Friedberg (Hessen) im Handel angebotene 
Produkte auf den Gehalt von Samen der Ambrosia untersucht. Das ernüchternde Ergebnis 
ist, dass bei 90 % der als „Ambrosia- kontrolliert“ bzw. „Ambrosia- controlled“ gekennzeichneten Vogelfutter Samen von Ambrosia nachgewiesen wurden. Bei Anwendung eines Grenzwertes von maximal 10 Samen je kg Vogelfutter, wie es die Schweiz handhabt und wie es das Verbrauchermagazin Ökotest für Deutschland fordert, fallen noch 70 % in diese Kategorie und müssen als „ungenügend“ bezeichnet werden. Nach diesem Ergebnis schlussfolgert die Projektgruppe: Das Label „Ambrosia- kontrolliert“ ist derzeit irreführend. Der Landesbund für Vogelschutz Bayern lässt deshalb selbst Vogelfutter herstellen, das nach eigenen Angaben keine Samen von Ambrosia enthält, und vertreibt dieses. 
 
Auch wir Hobbygärtner können zur Unterdrückung der Ambrosia einen bescheidenen 
Beitrag leisten, indem wir im Garten auf ein Vorkommen besonders achten- vor allem an Vogelfutterplätzen, entdeckte Pflanzen möglichst vor der Blüte entsorgen (Handschuhe tragen!), blühende Pflanzen keinesfalls auf den Kompost geben, sowie Winterfutter für Vögel selbst sammeln oder mischen. Sicher geht man auch, wenn auf Vogelmischfutter verzichtet wird, man stattdessen Sonnenblumensamen pur kauft und diesen mit einem kleinen Sieb 4 mm Lochgröße 
absiebt. Das geht problemlos, weil sich die kleinen Ambrosiasamen von den großen 
Sonnenblumensamen leicht trennen lassen. Bei dieser Verfahrensweise erübrigt sich die 
aufwendige Suche und Beschaffung von „Sonnenblumensamen frei von Ambrosia“ und 
man kann sicher auch Kosten sparen. 
 
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 10.10 

 

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