Tomatenhaus Eigenbau langjährig bewährt 2/11

Tomatenhaus Eigenbau langjährig bewährt

Mein 1999 erstmals errichtetes Tomatenhaus Marke Eigenbau hat im Jahr 2010 auch die zwölfte Saison ohne Probleme überstanden. Alle damals empfohlenen mechanischen Möglichkeiten zum Schutz der Tomaten im Freiland gegen die hier oft auftretende Kraut- und Braunfäule (Phytophtora infestans) hatten mich persönlich nicht überzeugt, was auch heute noch gilt:

Gewächshaus ist wegen der einzuhaltenden Anbaupause von mindestens 3 Jahren nur zu einem Viertel für Tomaten nutzbar oder die Erde muss mit erheblichem Arbeitsaufwand jährlich ausgetauscht werden. Sonst besteht ein hohes Risiko für eine Infektion, z. B. durch Phytophtora. Außerdem sind hohe Investitionen erforderlich.

Einfaches Lattengerüst mit Folie überspannt ist zwar zunächst kostengünstig, aber nicht sturmsicher, unhandlich, hat nur geringe Lebensdauer und sieht unschön aus.

Tomatenhaus und Schutzdach von verschiedenen Anbietern im Handel bieten keinen oder nur ungenügenden Schutz bei seitlich peitschendem Regen, sind stark gefährdet bei Sturm, relativ teuer.

Tomatenhauben aus verschieden Materialien haben nur eine geringe Lebensdauer, sind schon bei geringster Beschädigung gefährdet, und sehen unschön aus. Außerdem sehr unhandlich, weil die Hauben für jede Handlung an den Pflanzen erst hochgenommen und danach wieder herunter gelassen werden müssen. Einsatz verschiedener Produkte ist nicht bis zum Ende der Vegetation möglich. Relativ teuer.

Als Ergebnisse können heute nach 12 Jahren festgestellt werden:

- Die gewählte Eigenkonstruktion ist weiterhin voll funktionsfähig. Reparaturen oder Veränderungen waren und sind noch nicht erforderlich.

- Die Sturmsicherheit bei hierzulande auftretenden Stärken ist erwiesen. Während der Jahre 1999 bis 2010 wurden für die Monate Mai bis Oktober insgesamt in Frankfurt (Oder) Windspitzen nach Beaufort ab Windstärke 8 gemessen:
8 (stürmischer Wind) an 63 Tagen, 9 (Sturm) an 7 Tagen und 10 (schwerer Sturm) an 3 Tagen (Angaben von Wetterdienst H.-J. Knußmann, Frankfurt/Oder). Zum Glück hat in unserer Kleingartenanlage noch kein Orkan oder gar Hurrikan getobt!

- Nach dem Baukastenprinzip vormontierte Bauelemente ermöglichen ein müheloses Auf- und Abbauen innerhalb von etwa jeweils 2 Stunden. Das Tomatenhaus „wandert“ mit der Fruchtfolge mit. Die Aufbewahrung der Bauelemente erfolgt außerhalb der Saison vor Niederschlägen geschützt unter Dach.

- Die Wasserversorgung erfolgt fast ausschließlich von außen über den Wassereinlauf. Nur anfangs, solange die Pflanzen noch klein sind, wird bei Bedarf direkt gegossen. Später erfolgt die Zusatzbewässerung, sofern erforderlich, auch über den Wassereinlauf von außen.

- Während Tomatenpflanzen ohne Regenschutz auf Freiland in den anderen Gärten unserer Anlage infolge Befalls mit Braunfäule längst entfernt werden mussten, trugen die Pflanzen unter Dach bis zum Absinken der Temperatur auf nur wenige Grad Celsius über Null noch grünes Laub.

- Vorsichtshalber wird einmal, bzw. in nassen Jahren zwei- bis dreimal, mit einem zugelassenen kupferhaltigen Fungizid gespritzt. Das Dach und die eingehängten Seitenteile halten zwar den Regen fern, können aber eine hohe Luftfeuchtigkeit in nassen Jahren nicht verhindern. Dann wäre trotzdem eine Phytophtora- Infektion möglich. Da sich bei einer so geringen Anzahl von nur 14 – 16 Pflanzen ein großes Sortenspektrum nicht lohnt, begnüge ich mich mit der altbewährten Sorte „Tamina“ (allerdings Phytophtora- gefährdet!) und der „Philovita“ (Phytophtora- tolerant) als zweiter Sorte seit wenigen Jahren. Die Sortenfrage ist in erster Linie natürlich eine reine Geschmackssache, die jeder Hobbygärtner für sich selbst heraus findet. Es sollten aber die Toleranz zu Kraut- und Braunfäule unbedingt beachtet und im Bedarfsfall erforderliche Spritzungen durchgeführt werden.

- Die damals selbst gestellten Anforderungen wurden in vollem Umfang erfüllt: leicht montierbar, trotz Leichtbauweise stabil, begehbar, optisch einwandfrei sowie kostengünstig. Die Verwendung teilweise bereits vorhandenen Materials hat lediglich den Zukauf im Wert von 200,- DM (den Euro gab es damals noch nicht) sowie die eigene Arbeit gekostet. Das entsprach bei 4,7 m2 Grundfläche 42,55 DM je m2.

Die Montage ist einfach:

Das Tomatenhaus ist, wie das Foto zeigt (siehe PDF), eigentlich nur ein Satteldach mit teilweiser Verkleidung der Seiten. Beide Giebelseiten bleiben offen. Auf dem Foto sind die damals selbst vorgefertigten verschiedenen Elemente deutlich sichtbar. Alle Maschinenschrauben verbleiben nach der Demontage mit Mutter an einem Bauelement! Die Maße des Tomatenhauses betragen insgesamt: Länge 3,60m. Breite 1,30 m. Höhe im Dachfirst 1,80 m. Die Seitenhöhe bis zur Dachkante beträgt 115 cm. Diese Maße ergeben eine Oberfläche von insgesamt 19,2 m2. Das Dach und die teilweise Verkleidung der Seiten haben eine Fläche von insgesamt 7,3 m2 und nehmen damit einen Anteil von 38 % der gesamten Oberfläche ein.

Als Bauelemente werden verwendet:

6 Rohre, 150 bis 160 cm lang, werden als Stützen, mit Haltern für die einzuhängenden Seitenteile, etwa 40 cm tief in die Erde gesteckt.

2 durchgehende Längshölzer (Holzlatten mit Haltern für die als Sparren fungierenden Rohre) werden mit Maschinenschrauben an den Stützrohren verschraubt und verbinden diese.

3 Dachelemente (Wellpolyester auf kurze Latten geschraubt) werden ebenfalls mit Maschinenschrauben an die Längshölzer geschraubt. Auf den Sparren liegt die Dachhaut in dieser Version nur lose auf. Die Dachdeckung kann aber auch anders gelöst werden.

Als Seitenteile wurden der besseren Handhabung wegen für jede Seite zwei Stück vorgefertigt, einfach Wellpolyester auf zwei Latten geschraubt. Diese Teile sind 65 cm hoch und werden so in die Halter eingelegt, dass oberhalb 15 cm und unterhalb 35 cm offen bleiben. Bei seitlich stark peitschendem Regen kann der obere Spalt auf der betreffenden Seite zum Schutz der Pflanzen innen befristet mit einem Streifen Stoff zugehängt werden.

Als Wassereinlauf für jede Seite wurde Wellpolyester auf ein Rohr geschraubt.
Zum Einlegen sind zwei Personen erforderlich: Das Wellpolyester wird unter die Seitenteile geschoben und bis unmittelbar an die Pflanzen geführt. Dann wird das Rohr an beiden Seiten auf Ziegelsteine gelegt, wodurch ein Gefälle entsteht. Natürlich kann der Wassereinlauf auch geteilt werden. Diese Teile lassen sich dann auch allein handhaben.

Zusätzliche Stabilität für die ganze Konstruktion bringen die Gestänge für das Anziehen der Tomatenpflanzen an Bindfäden: die dafür auf jeder Seite 3 in die Erde gesteckten Rohre werden je mit einer selbst gebogenen und lose eingesetzten Klammer mit den Stützrohren verbunden.

Die Pflanzen der Sorte „Tamina“ werden wie bei Stabtomaten üblich gezogen und nach dem 4. oder 5. Blütenstand entspitzt. Die Sorte „Philovita“, als Cocktail- oder Kirschtomate bezeichnet, darf wachsen, solange sie will. Die Triebe werden dann relativ lose an die „Dachsparren“ gebunden. Das Ausgeizen unterbleibt ebenfalls, allerdings muss man sich daran erst gewöhnen. Der Erfolg einer guten Ernte dieser hervorragend schmeckenden kleinen Tomaten überzeugt jedoch und versöhnt schließlich auch

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 02.11.




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