Obstbäumen. Schnitt von...11/07

Schnitt von Obstbäumen
Diese Tipps sollen dem im Schnitt von Obstbäumen unerfahrenen Kleingärtner helfen, die gröbsten Fehler zu vermeiden. Die Tipps sind kein Ersatz für spezielle Beiträge zum Schnitt von Obstgehölzen in der Spezialliteratur. Vor dem Schneiden von Obstbäumen sollte der Anfänger sich wenigstens ein Minimum an theoretischen Grundlagen aneignen. Gartenzeitschriften sind dafür sehr gut geeignet. Am besten kann man sich die Grundlagen für den Gehölzschnitt jedoch aneignen, wenn man den Schnitt unter Anleitung eines erfahrenen Gartenfreundes im eigenen Garten mehrmals durchführt. Dabei kann man gleich am praktischen Beispiel die Fragen diskutieren und klären, die sich beim Lesen von Fachliteratur zum Gehölzschnitt ergeben haben.

Die Bäume sollen geschnitten werden. Man muss dazu eine Vorstellung haben, wie die Baumkrone nach dem Schnitt aussehen soll. Nach diesem Leitbild gestaltet und formt man die Baumkrone. Deshalb spricht man auch von der Kronengestaltung. Wer gleich darauf losschneidet, und sich überraschen lässt, was schließlich für ein sonderbarer Baum dasteht, hat den Baum verschnitten. Es ist gerade das Gegenteil von dem, was eigentlich erreicht werden sollte. Auch die Bezeichnung „beschneiden“ ist falsch. Diese steht für die Geschlechtsverstümmelung bei Menschen in verschiedenen Ländern der Erde.



Gleichzeitig erfolgt eine erste Kürzung der Stammverlängerung und der Seitentriebe, sowie die Entfernung überflüssiger und schwacher Triebe.

Für die Kronengestaltung und einen früh einsetzenden Ertrag hat das Herunterbinden eine besondere Bedeutung in doppelter Hinsicht:

1. Die Zweige werden entsprechend ihrer künftigen Funktion als Gerüst-oder Nebenast in die Richtung gebracht, die für den Aufbau der Krone gebraucht wird. Die Neigung soll dabei einen Winkel von etwa 45 bis 30 °bilden.

2. Die Ausbildung von Fruchtholz erfolgt an geneigten Trieben früher als an steil stehenden. Ganz waagerecht dürfen die Zweige jedoch nicht gebunden werden, weil sie dann durch das spätere Gewicht der Früchte sehr schnell nach unten gezogen werden.

Das Binden erfolgt mittels einer großen Schlaufe, die am Zweig später auch etwas versetzt werden kann. Keinesfalls darf der Zweig festgebunden werden, denn dann besteht die Gefahr einzuwachsen.

Achtung:
Erst binden, danach schneiden.
Zum Binden nur starken Bindfaden oder besser breites Band verwenden.
Dünner Faden schneidet in die Rinde ein!

Von Beginn der Kronenerziehung an ist stets darauf zu achten, dass sich die Krone zur Spitze hin verjüngt. Die Krone soll sich entsprechend der angestrebten Form gleichmäßig entwickeln. Eine überbaute Krone (eine Seite höher als die andere) muss verhindert werden. Deshalb sollen die Astpartien einer Ebene stets möglichst auf gleicher Höhe nach dem Schnitt enden. Damit ist dann die Saftwaage hergestellt. Wird das nicht beachtet, wächst nach dem Gesetz der Spitzenförderung eine Seite auf Kosten der anderen wesentlich schneller und führt zu einer überbauten Krone.

Der Baum reagiert auf den Schnitt nach folgenden biologischen Gesetzmäßigkeiten:
Nach starkem Schnitt bilden sich starke Neutriebe, nach schwachem Schnitt bilden sich nur schwache Neutriebe. In der Jugendphase führt man deshalb vorwiegend einen stärkeren Rückschnitt der vorjährigen Neutriebe aus, um ein kräftiges Kronengerüst zu fördern.

Der Schnitt selbst sollte nach den altbewährten Regeln erfolgen:
Nach innen und quer stehendes Holz direkt am Ansatz „auf Astring“ absetzen, wenn es nicht unbedingt durch Binden zum Gerüstaufbau benötigt wird. Keinen Aststumpf lassen! Konkurrenztriebe werden ganz entfernt.

Sogenannte „Reiter“ (vom Ast senkrecht nach oben wachsendeTriebe) werden auf Astring entfernt.
Evtl. kann man einen Reiter durch Binden aber auch zum Nebenast formieren.

Die Triebe werden stets auf Auslage geschnitten: das Auge, an dem geschnitten wird, soll immer nach außen zeigen, weil der Trieb immer in die Richtung wächst, in die das Auge zeigt.

Ist der Kronenaufbau abgeschlossen und der Baum hat die vorgesehene Höhe erreicht, führt man fortan den Instandhaltungsschnitt aus. Dabei werden abgetragene Astpartien durch nachgezogenes Jungholz ersetzt und der Baum in seiner Form und Größe erhalten.

Da beim Instandhaltungsschnitt auch größere Astpartien geschnitten werden müssen, hat die vorherige Überlegung, wie der Baum danach aussehen wird, eine ganz besondere Bedeutung, denn:
einmal abgeschnitten ist für immer abgeschnitten! Ansonsten erfolgt der Schnitt in gewohnter Weise wie bisher.

Ein Verjüngungsschnitt wird notwendig bei älteren Bäumen (etwa 20 Jahre) oder wenn die Krone
nach mehreren Jahren ungenügender Pflege zu groß und zu dicht geworden ist, die Ertragsleistung
nachlässt, der Baum aber sonst noch gesund ist.
Es werden dann die Stammverlängerung um etwa ein Drittel und die Gerüstäste so stark zurückgenommen, dass der Baum wieder in Form kommt. Alle oben genannten Grundsätze und Regeln gelten auch hier.

Als Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt findet man in der Literatur alle Monate angegeben, je nach Obstart und unter speziellen Gesichtspunkten. Sogar die Monate April, Mai und Juni werden genannt (HOLZFÖRSTER: Obstgehölzschnitt. Kosmos-Gartenbibliothek. 2003/2007 S. 8). Für den gewerblichen Obstbau ist dies sicher beachtenswert.

Für den Kleingärtner haben sich besonders zwei Termine bewährt: Steinobst unmittelbar nach der Ernte, Kernobst in den Wintermonaten bei Temperaturen nicht tiefer als Minus 5°C. Die Krone im unbelaubten Zustand ist übersichtlich. Allerdings ist das Triebwachstum danach etwas stärker als beim sogenannten Sommerschnitt noch während der Vegetationsperiode.





Letzte Änderung am Montag, 10. Juli 2017 um 08:48:23 Uhr.


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