Klimawandel und Hobbygärtnerei 1/10

Klimawandel und Hobbygärtnerei

Schon lange wird über Klimawandel diskutiert, polemisiert, geschrieben, und politisiert. Das Thema ist hochinteressant. Uns Hobbygärtner interessieren dazu aber vor allem zwei Fragen:

1. Wie ernst ist jetzt die Situation beim Klimawandel?

Beim Klimawandel auf der Erde handelt es sich um nach unserem Verständnis sehr langfristig verlaufende komplexe Vorgänge mit völlig unterschiedlichen Ursachen. Im Verlauf der Geschichte unserer Erde, deren Bestehen mit rd. 4,5 Milliarden Jahren angegeben wird, hat es schon sehr viele Klimaveränderungen gegeben. Die Eiszeiten dürften die bekanntesten Beispiele sein. Nach jeder Eiszeit folgte wieder eine Phase der Erwärmung und das Eis schmolz bis auf gewisse Restflächen. Von solchen Ereignissen war jedoch nie der ganze Erdball betroffen, sondern nur gewisse Teile. Das nach diesen Ereignissen in der Erdgeschichte benannte Eiszeitalter dauerte rd. 2 Millionen Jahre und erlebte mehrere Eiszeiten. Solche Dimensionen sind für uns kaum vorstellbar! Die jüngste Eiszeit wird mit einer Dauer von rd. 100 Tausend Jahren angegeben und endete erst vor etwa 12 Tausend Jahren. Gegenwärtig herrscht wieder eine sogenannte Warmphase. Über deren Fortgang gibt es lediglich Simulationen und Hochrechnungen, mehr ist aber wissenschaftlich nicht möglich. Der Charakter des gegenwärtigen Klimawandels wird sogar sehr unterschiedlich in alle Richtungen beschrieben.

Tatsächlich aber ist Klimawandel auf der Erde nicht ungewöhnlich, sondern normal. Ausgelöst werden diese Geschehen mindestens aus drei Richtungen: Weltall – besonders Sonne und Umlaufbahnen der Erde, unterirdische Kräfte – besonders die sogenannten Plattenverschiebungen und Vulkantätigkeiten, und schließlich menschliche Einflüsse.

Auf die beiden erstgenannten Richtungen hat der Mensch keinerlei Einfluss. Fakt ist aber, dass der Mensch massive Eingriffe in die Natur vorgenommen hat und noch vornimmt. Die Natur ihrerseits beantwortet dies, wie nach den längst bekannten entsprechenden Naturgesetzen nicht anders zu erwarten ist, mit fatalen klimatischen Folgen für die Menschheit. Die schlimmsten Einwirkungen der Menschen auf die Natur sind wohl die Rodung tropischer Regenwälder, die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion zur Ernährung der ständig steigenden Bevölkerung auf der Welt und die Industrialisierung, die als eine der Hauptursachen für den Ausstoß von Kohlendioxyd (CO2) in die Atmosphäre angegeben wird. Letzterem schreibt man den oft zitierten Treibhauseffekt und in hohem Maße Mitbeteiligung am Anstieg der Temperaturen auf der Erde zu.

Wie die jüngste Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 zeigt, erscheint jedoch sehr fraglich, ob es angesichts der enorm großen Unterschiede zwischen den Ländern aller Kontinente in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und dem Lebensstandard der Bevölkerung überhaupt gelingt, der genannten Entwicklung auf der ganzen Erde wirksam gegenzusteuern. Initiativen einzelner Länder sind zwar anerkennenswert, werden aber das Weltklima nur gering beeinflussen können. Es ist auch völlig offen, mit welchem Anteil an einem Klimawandel die Menschheit überhaupt belastet werden kann. Mit allgemeinen Angaben zu dem Komplex Klimawandel kann der Einzelne jedoch nur wenig anfangen.

Interessant ist deshalb eine nähere Betrachtung klimatischer Daten nach Unterlagen des Wetterservice KNUSSMANN Frankfurt (Oder). Dazu wurden der Durchschnitt der Jahre 1997 bis 2006 mit dem langjährigen Mittel, jeweils für die Vegetationsperiode, also für die Monate April bis September, verglichen. Für Frankfurt (Oder) wurden dabei folgende Ergebnisse ermittelt:

- Die Anzahl der Tage mit einer Temperatur von über 25° C ist von 45 auf 60 gestiegen.
- Die Niederschlagsmenge in mm ist von 312 auf 278, also um 34 mm zurück gegangen..
- Die Tagesmenge eines Regentages schwankt von 3 mm (6.5.01) bis 67 mm (13.8.02).
- Die Anzahl der Regentage schwankt von 60 (2003) bis 100 (1998).
- Die Niederschlagsmenge schwankt von 164 mm (2006) bis 352 mm (1997).

Als Folgen ergeben sich daraus:
- Durch die Erwärmung kann die Luft wesentlich mehr Wasser aufnehmen und die Verdunstung erhöht sich beträchtlich.
- Bezogen auf 400 m2 Gartenland sind 13600 Liter Regen weniger gefallen.
- Abfließendes Oberflächenwasser ist nicht pflanzenverfügbar. Neben der Regenmenge ist auch deren Verteilung wichtig: 3 x 20 mm Regen aller 10 Tage sind wesentlich günstiger als 1 x 60 mm und danach 29 Tage Trockenheit.

Es wäre jedoch absurd, den Rückgang um 34 mm Regen binnen 10 Jahre hochzurechnen und zu schlussfolgern: in 90 bis 100 Jahren wird es in der Region um Frankfurt (Oder) 6 Monate lang nicht regnen!
Die Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass sie Folge einer Klimaveränderung sein können. Die Meteorologen halten außerdem künftig erheblich häufigere und heftigere Wetterkapriolen, als solche bisher bekannt sind und höchstens als Extrem auftraten, für möglich. Man bezieht dabei alle möglichen klimabedingten Erscheinungen ein: Hitze- und Kälteperioden, Trockenzeiten, Hochwasser, Schneemassen, Unwetter und Stürme.

Der Vorteil von ortsbezogenen Betrachtungen liegt besonders darin, dass die Ergebnisse die eigene Region widerspiegeln. Wahrscheinlich würden solche Betrachtungen in anderen Regionen zu ähnlichen Ergebnissen führen.

Die erste Frage soll also etwa so beantwortet werden:
Das Wetter während der Jahre 1997 bis 2006 deutet für uns Hobbygärtner auf mögliche Auswirkungen eines Klimawandels hin. Diese treten jedoch nur sehr schleichend auf, aber nicht schlagartig. Außerdem verlaufen klimatische Veränderungen nicht geradlinig steigend oder fallend, sondern wie eine Fieberkurve mit auf und ab. Deshalb nehmen wir sie als solche kaum wahr. Wir müssen also nicht in Panik verfallen, da sich ein echter Klimawandel für unsere Begriffe nur sehr, sehr langsam vollzieht. Betroffen sein werden davon aber mit Sicherheit sehr viele kommende Generationen der Menschheit!

2. Was ergibt sich daraus für uns Hobbygärtner?

So allmählich, wie sich der Klimawandel vollzieht, werden auch die Hobbygärtner darauf reagieren. Übereilte Blitzaktionen sind überhaupt nicht erforderlich. Jeder von uns kann in aller Ruhe überlegen, welche konkrete Maßnahme unter Berücksichtigung der beschriebenen Ergebnisse noch sinnvoll ist oder worauf verzichtet werden kann, da der Garten spätestens aus gesundheitlichen Gründen ohnehin in absehbarer Zeit abgegeben werden wird. Das Alter des Hobbygärtners spielt dabei nur eine völlig untergeordnete Rolle! Jeder Hobbygärtner sollte seinen Garten unbedingt so lange behalten, wie er/sie es nur irgend vermag.

Vom Klima sind wir mehrfach abhängig: bei der Wasserversorgung unserer Kulturen, bei der klimatischen Belastung unserer Kulturen, und nicht zuletzt bei angenehmen Temperaturen für einen Aufenthalt in der Laube, wenn draußen die Sonne brennt! Deshalb erscheinen aus der gegenwärtigen Sicht zu der aufgeworfenen Frage die nachfolgend genannten Maßnahmen sinnvoll. Sie sind jedoch allesamt nicht neu, sondern auch bisher schon in entsprechendem Zusammenhang empfohlen worden.

1. Am nächsten liegt die Möglichkeit, die Speicherkapazität für Regenwasser wesentlich zu erhöhen. Man sollte wenigstens über 1 m3 verfügen, je mehr – desto besser! Damit kann sofort Wassergeld gespart werden. Bei der Auswahl aus der Vielzahl der angebotenen Speichermöglichkeiten sollte man unbedingt klären, ob diese frostgefährdet sein können oder frostfrei sein sollen. Frostgefährdete Behälter, meist ebenerdig aufgestellt, müssen noch vor dem Frost geleert werden. Frostfreie Behälter müssen nicht geleert werden, aber absolut vor
Frost geschützt sein. Das ist meist mit erheblichem Aufwand bei Aushub und Erdbewegung verbunden, sofern sich nicht gerade eine Hanglage anbietet.

2. Im Anbau von Gemüse kann durch die Wahl von Arten und Sorten mit kurzer Vegetationsdauer das Anbaurisiko erheblich eingeschränkt werden.

3. Bei der Auswahl der Pflanzen sollten verstärkt solche Arten und Sorten bevorzugt werden, die sich durch eine hohe Widerstandskraft gegen Frost, Hitze, hohe Feuchtigkeit, längere Trockenheit und Krankheiten auszeichnen. Das gilt besonders für Obst- und Ziergehölze, die oft viele Jahrzehnte an einem Standort stehen bleiben. Hierbei ist denkbar, dass von den heute noch als Exoten geltenden Obstarten manche künftig einen festen Platz in unseren Hobbygärten einnehmen. Das Angebot in Versandbaumschulen und bei anderen Anbietern ist bereits jetzt schon sehr vielseitig. Die Einholung gründlicher Informationen besonders zur Robustheit solcher Pflanzen ist allerdings immer ratsam.

4. Schließlich ist es sinnvoll, das Laubendach gegen Hitze sehr gut zu isolieren. Nach der eigenen Erfahrung kann sogar ein Temperaturunterschied von gut 10° C erreicht werden.

Abschließend sei darauf verwiesen, dass wir Hobbygärtner mit unserer Produktionsweise bereits schon jetzt einen Beitrag zum Klimaschutz, speziell zur Minderung des Ausstoßes von CO2 an die Atmosphäre, leisten. Wenn das auch nicht überbewertet werden darf, so bleibt es doch Tatsache. Man hat nämlich den CO2- Ausstoß unter agrarindustriellen Bedingungen (Energieverbrauch durch Heizung, Düngung, Pflanzenschutz, Transport) bei Tomaten aus Holland und Äpfeln aus Südafrika mit den in Kleingärten gezogenen Tomaten und Äpfeln verglichen und herausgefunden: je kg holländische Tomaten 200 g CO2 zu nur 1g CO2 bei Tomaten vom Kleingärtner, und je kg südafrikanische Äpfel 250 g CO2 gegen nur 20 g CO2 bei Äpfeln vom Kleingärtner! (GROTE, W. in Verbandszeitschrift des BDG „Der Fachberater“ Nr. 1. 2009. S. 8). Würden andere Fruchtarten untersucht, käme man mit Sicherheit ebenfalls zu dem Ergebnis: Der Hobbygärtner produziert hinsichtlich der CO2 – Bilanz wesentlich klimafreundlicher als der gewerbsmäßige Produzent.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder). 01/10




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