Vorsicht mit Kalkstickstoff im Kleingarten!
Kalkstickstoff ist eines der ältesten industriell hergestellten Düngemittel. Die Verwendung in der Landwirtschaft ist aus verschiedenen Gründen mit ökonomischem Hintergrund verständlich.
Im Kleingarten sollte man aber darauf verzichten. Es handelt sich hierbei um eine Substanz, die dem berüchtigten Zyklon B, mit dem in den faschistischen Konzentrationslagern Hunderttausende Menschen vergast wurden, chemisch sehr nahe steht und hochgiftig ist. Deshalb ist schon der Umgang mit Kalkstickstoff für die menschliche Gesundheit sehr gefährlich (Blutvergiftung bei geringster offener Wunde).
In Fachliteratur wird die herbizide und keimtötende Wirkung von Kalkstickstoff hervorgehoben, womit auch die Hersteller werben. Die Giftwirkung beruht auf dem im Boden freiwerdenden Zyanamid. Das Bodenleben wird, wie mir jetzt bekannt wurde, durch Kalkstickstoff nicht geschädigt. Diesen Nachweis erbrachte ein 53- jähriger Langzeitversuch in Weihenstephan. An der Giftigkeit von Kalkstickstoff ändert dieses Ergebnis jedoch nichts.
Aus dieser Sicht steht der Einsatz von Kalkstickstoff einer Verwendung im Kleingarten direkt entgegen. Außerdem ist selbst in der Landwirtschaft die Anwendung auf leichten Sandböden nicht zu empfehlen, weil hier infolge der langen Umsetzungsdauer ein erheblicher Teil des Zyanamids ungenutzt ausgewaschen werden kann (ASMUS, F. 1966).
Für die Stickstoffdüngung gibt es auch andere Düngemittel, z. B. Kalkammonsalpeter.
Zur Unkrautbekämpfung sind wir Kleingärtner ohnehin nicht auf Herbizide angewiesen, und bodenbürtige Krankheitserreger lassen sich durch eine sinnvoll geregelte Fruchtfolge auch ohne chemische Mittel in Schach halten.
Jeder Hobbygärtner, der an den Einsatz von Kalkstickstoff denkt, sollte sich zuerst die Frage beantworten, ob er es vor sich selbst verantworten will, großflächig blankes Gift auszubringen- auch wenn es nach einer gewissen Zeit teilweise oder ganz abgebaut worden ist.
Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 02.09
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