Hecken im Hobbygarten 6/10

Hecken im Hobbygarten

Eine Hecke vor oder in einem Garten ist immer etwas Besonderes und ein Blickfang. Ihren Reiz kann eine Hecke aber nur dann zur Geltung bringen, wenn die Gehölze auf den Standort in seiner Gesamtheit abgestimmt worden sind, evtl. verschiedene Gehölze miteinander harmonieren und die Hecke gepflegt ist.

Bevor eine Hecke angelegt wird, sollte sich deshalb ein Hobbygärtner zunächst volle Klarheit über verschiedene Grundfragen schaffen und nicht unter Zeitdruck „ aus dem Bauch heraus“ entscheiden. Zum Glück für uns sind die meisten Gehölze tolerant und gedeihen auch unter unterschiedlichen Verhältnissen mit Ausnahme extremer Standortbedingungen, besonders hinsichtlich des Bodens und der Wasserverhältnisse. Bei einer Hecke geht es aber nicht nur um einzelne Gehölze, sondern meist um stattliche Zahlen. Damit kann der Kauf der Heckenpflanzen schon zu einer Investition werden, die kein Hobbygärtner „in den Sand setzen“ möchte.

Nach ihrem Zweck sind Außenhecken zur Abgrenzung eines Grundstückes, Hecken innerhalb eines Gartens zur lockeren Trennung verschiedener Bereiche oder Hecken als Sichtschutz möglich. Schon aus diesen unterschiedlichen Funktionen, denen die Hecke dienen soll, ergeben sich erste Hinweise auf mögliche Gehölzgruppen, wie zum Beispiel Laub- oder Nadelgehölze, laubabwerfend oder immergrün, bewehrt (mit Stacheln bzw. Dornen) oder unbewehrt u. a.

Zum künftigen Standort muss Klarheit über Bodenart, Wasserverhältnisse (stauende Nässe ist besonders ungünstig), Schattenwirkung u. a. bestehen.

Die verfügbaren Platzverhältnisse sind besonders kritisch zu beurteilen. Vor allem ist zu berücksichtigen, dass die Wurzeln der Gehölze sich mehr oder weniger stark ausbreiten und bereits nach wenigen Jahren ein großes Problem für die neben der Hecke angelegten Kulturen darstellen können. Bei allen Gehölzen befinden sich die „Problemzonen“ nämlich nicht oberirdisch, weil wir dort durch Erziehung, besonders Schnitt, korrigieren und regulieren können, sondern unterirdisch, wo uns diese Maßnahmen versagt bleiben.

Tendiert man zu Koniferen, muss berücksichtigt werden, dass diese auf die Begrenzung des Höhenwachstums mit verstärktem Wachstum in die Breite reagieren. Das erfolgt umso mehr, je wuchsfreudiger ein Gehölz ist und je höher die Gehölzart werden kann.

Eine Beeinträchtigung der Nachbarkulturen kann auch durch den von der Hecke geworfenen Schatten eintreten. Legt man z. B. hinter der Nordseite einer Hecke eine Rasenfläche an, wird sich dort bald Moos ansiedeln. Da die Ursache dafür aber der Schatten der Hecke ist, lässt sich das Moos mit keinen anderen Mitteln dauerhaft wieder beseitigen. Man kann dann nur regelmäßig mit üblichen Pflegemaßnahmen die Ausbreitung von Moos etwas eindämmen, muss sich aber damit abfinden, dass auf dieser Fläche immer Moos stärker oder schwächer wachsen wird.

Ständiger Schatten beeinträchtigt auch Gemüse, Obst und Zierpflanzen. Bei diesen ist es jedoch möglich, Beeinträchtigungen durch die Auswahl schattenverträglicher Arten und Sorten zu kompensieren.

Schnittverträglichkeit und Schnittbedarf der Heckengehölze sind sehr unterschiedlich. Deshalb sollte man sich dazu in einer profilierten Baumschule von Fachleuten gründlich beraten lassen. Wenn auch der Gehölzschnitt ein ganz spezielles Gebiet ist, kann sich jeder interessierte Hobbygärtner für die von ihm gepflanzten Gehölze die erforderlichen Kenntnisse relativ schnell aneignen. Schließlich ist in einem Hobbygarten schon aus objektiven Gründen die Palette der Gehölze meist klein. Wir verfügen ja nicht über einen Park! Kein Hobbygärtner muss aber die vielen Besonderheiten in der großen Vielfalt der Gehölze beherrschen! Vor dieser „Hürde“, will man es so bezeichnen, muss also niemand von uns kapitulieren! Man sollte aber gut darauf vorbereitet sein, damit man seine Hecke ordnungsgemäß erziehen und sich daran auch erfreuen kann.

Ökologischer Nutzwert lässt sich mit einer Hecke in vielfältiger Weise erreichen, wie z. B.:
- Hecken bieten allgemein günstige Brut- und Nistgelegenheiten sowie Unterschlupf für viele
Kleintierarten (Vögel, Insekten, Eidechsen, Igel, Spitzmaus u. a.).
- Weinreben als Sichtschutz bringen mit den Trauben ein Obst, das wegen seiner Inhaltsstoffe
Vitamine und Mineralstoffe mit zu den wertvollsten Obstarten zählen.
- Wilder Wein (Parthenocyssus) liefert Beeren als Winternahrung für Vögel und ist außerdem
besonders widerstandsfähig gegen Krankheiten und Schädlinge, weshalb nach
eigenen Erfahrungen keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen.
- Blühende Sträucher sind zur Blütezeit eine wichtige Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten und nach der Ausbildung von Samen oder Früchten Futterquelle für Vögel.
- Laubgehölze imponieren vielfach durch besondere Rindenfarbe und faszinieren mit dem Laub besonders während der Herbstfärbung.
- Immergrüne Gehölze beleben mit dem Laub (Nadeln sind auch Blätter, nur in anderer Form!) den Anblick im Garten insbesondere nach dem allgemeinen Laubfall im Winterhalbjahr. Außerdem bieten sie Kleintieren günstigen Unterschlupf.

Wildobstarten lassen sich ebenfalls sehr gut in eine Hecke integrieren. Das lohnt sich besonders bei solchen Wildobstarten, aus deren essbaren Früchten man Saft gewinnen und Gelee oder Marmelade herstellen kann. Als geeignetes Wildobst, außerdem an den Standort relativ anspruchslos, werden beschrieben (F. D. JAKOB: „Die kleine Wildobst- Fibel“. Arbeitsgruppe „Wildobst“ Brandenburg- Berlin. 2001):

Für niedrige Hecken bis etwa 2 m Höhe:
Blaue Heckenkirsche (Lonicera caerulea), Goldjohannisbeere (Ribes aureum), Kartoffelrose (Rosa rugosa), Schlehe (Prunus spinosa), Vitaminrose „PiRo3“ (Rosa dumalis x Rosa pendula).

Für höhere Hecken über 2 m Höhe:
Büffelbeere (Shepherdia argentea), Haferschlehe (Prunus insitida), Haselnuß (Corylius avellana), Kirschpflaume (Prunus cerasifera), Scharlachdorn (Crataegus coccinea), Wolliger Schneeball (Viburnum lantana).

Als besonders geeignete Gehölze für Hecken gelten die nachfolgend genannten Arten (SPÄTH – Buch 1930. VEG Saatzucht Baumschulen Dresden 1978. EURO – Baumschule R. SCHMIDT 1996. Handbuch für den Gartenfachberater im Sächsischen Kleingärtnerverein 2000).

Für niedrige Hecken (etwa bis 1,5 m Höhe):
Berberitze oder Sauerdorn (Berberis), Buchsbaum (Buxus sempervirens „Suffruticosa“), Deutzie (Deutzia gracilis), Falscher Jasmin (Philadelphus), Fingerkraut (Potentilla), Heckenkirsche (Lonicera), Liguster (Ligustrum), Mahonie (Mahonia aquifolium), Purpur- Weide (Salix purpurea nana), Scheinquitte (Chaenomeles), Schneebeere (Symphoricarpus), Spierstrauch ((Spiraea), Strauch- Hülse (Ilex „Blue Angel“), Zierjohannisbeere (Ribes sanguineum), Zwergmispel (Cotoneaster divaricatus) sowie Berg- oder Krummholzkiefer (Pinus mugo mughus).

Für mittelhohe Hecken (etwa 1,5 bis 3 m Höhe):
Blasenspiere (Physocarpus), Bocksdorn (Lycium), Buchsbaum (Buxus sempervirens „Handsworthiensis“), Deutzie (Deutzia magnifica), Falscher Jasmin (Philadelphus coronarius), Flieder (Syringa), Goldglöckchen (Forsythia), Hainbuche (Carpinus), Hartriegel (Cornus alba), Heckenkirsche (Lonicera), Heckenrose (Rosa canina), Kartoffelrose (Rosa rugosa), Kreuzdorn (Rhamnus), Liguster (Ligustrum), Schneeball (Viburnum), Schneebeere (Symphoricarpus), Spierstrauch (Spiraea), Zwergmispel (Cotoneaster bullatus) sowie Lebensbaum (Thuja), Scheinzypresse (Chamaecyparis lawsoniana „Ellwoodii“).

Für hohe Hecken (über 3 m Höhe):
Falscher Jasmin (Philadelphus inodorus var. grandiflorus), Flieder (Syringa), Hainbuche (Carpinus), Kreuzdorn (Rhamnus), Steinweichsel (Prunus mahaleb) sowie Lebensbaum (Thuja), Scheinzyresse (Chamaecyparis lawsoniana „Alumiigold“) .

Achtung Kleingärtner:
Unbedingt die aktuelle Gartenordnung des Kleingärtnervereins zur Anpflanzung von Gehölzen und Anlage von Hecken beachten!



Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 07.10




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