Zusatzbewässerung im Hobbygarten 4/10

Zusatzbewässerung im Hobbygarten

Unter den hiesigen natürlichen Standortbedingungen Klima und Boden sind zufriedenstellende Erträge im Anbau von Gemüse und Obst kaum möglich. Dafür regnet es in den Monaten April bis September zu wenig, bezogen auf das langjährige Mittel .

Die Zusatzbewässerung beruht auf nachstehenden Fakten:

Eine Pflanze kann Nährstoffe nur in gelöster Form aufnehmen, woraus folgt: ohne Wasser keine Nährstoffaufnahme.
Ein geschlossener Pflanzenbestand verdunstet täglich 3 bis 5 Liter Wasser je m2, das entspricht 3 bis 5 mm Regen.
Wenige durchdringende Wassergaben sind wesentlich wirkungsvoller als häufige oberflächliche Benetzungen.
Gelockerte Bodenoberfläche erhöht die Aufnahmefähigkeit für Wasser und hemmt die Verdunstung.
Die Zusatzbewässerung soll die natürlichen Niederschläge nur ergänzen.

Um angesichts der Preise für Wasser eine effektive Zusatzbewässerung erreichen zu können, sollten wir Hobbygärtner beachten:
Die Wassergabe sollte grundsätzlich bemessen werden. Erfolgt die Bewässerung aus der Gießkanne, weiß man sofort, wie viel Kannen auf jede Fläche gegeben werden müssen, denn die Größe der Beete ist bekannt bzw. kann sofort ermittelt werden. Eine Beregnung sollte jeder Hobbygärtner grundsätzlich mittels Regenmesser kontrollieren. Im Idealfall kann die Beregnung sogar mittels Computer gesteuert werden

Die Zusatzbewässerung richtet sich vor allem nach folgenden Faktoren:
- Welchen Wasserbedarf haben die verschiedenen Fruchtartgruppen?
- Wie ist die Bodenfeuchtigkeit, geprüft per Messgerät oder Hand?
- Wie hoch waren die letzten Niederschläge?

Notfalls erfolgt die Rationierung nach Erfahrungswerten, obwohl dabei u. U. viel Geld verschwendet wird.

Die Fruchtartgruppen bei Gemüse

Hinsichtlich des Wasserbedarfes und der Wuchseigenschaften hat man die Gemüsearten in drei großen „Fruchtartgruppen“ zusammengefasst. Das erleichtert uns die zusätzliche Bewässerung erheblich. So kann man schon mit einfachen Beregnungsanlagen gleich größere Flächen mit mehreren Gemüsearten im Komplex beregnen und muss nicht auf jedes einzelne Beet gesondert umsetzen.

Zur Fruchtartgruppe Blatt- und Kohlgemüse gehören:
sämtliche Kohlarten, sämtliche Salatarten, Spinat, Mangold.

Der Wasserbedarf erfordert während der ganzen Vegetationsperiode eine weitgehend gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit.

Zur Fruchtartgruppe Wurzel- und Knollengemüse gehören:
Kartoffel, Möhre, Rote Rübe, Radies und Rettich, Schwarzwurzel und Meerrettich, Knollensellerie und alle Zwiebelgemüsearten.
Der Wasserbedarf ist während der Jugendentwicklung gering. Gewisse Trockenperioden fördern bei Möhre und Schwarzwurzel sogar das Längenwachstum. Ab dem Schließen der Bestände besteht erhöhter Wasserbedarf. Zwiebel vor der Ernte nicht mehr wässern!

Zur Fruchtartgruppe Fruchtgemüse gehören:
Gurke und Kürbis, Tomate und Paprika, Bohne und Erbse, Rhabarber, Spargel, Zuckermais.
Der Wasserbedarf ist anfangs gering. Ab Beginn der Blüte sollte zunächst nicht gewässert werden, weil hohe Bodenfeuchtigkeit den Blütenansatz und die Blüte selbst hemmt. Zur Fruchtausbildung besteht wieder ein erhöhter Wasserbedarf.

Empfehlungen für die Durchführung der Zusatzbewässerung von Gemüse

Wann ?
In den Abendstunden ist die Effektivität um etwa 15% höher.
Tomate, Kartoffel, Gurke sollen vor der Nacht abgetrocknet sein (gegen Pilzkrankheiten).
Bei Blumenkohl, Bohne, Gurke ist die Mittagszeit günstiger.

Wie oft ?
Je nach aktuellem Wetter aller 5 – 10 Tage.

Wie ?
Grundsätzlich nur mit Verteiler. Nie mit offenem Schlauch spritzen! Die Pflanzen können beschädigt werden und der Boden verschlämmt oder wird weggespült.
Neben der uralten „Regelung per Hand“ (Bezeichnung für unser traditionelles Gießen im neuen Computer- Deutsch) ist es heute sogar möglich, die zusätzliche Bewässerung mittels Computer steuern zu lassen. Das größte Problem dabei wird jedoch sein, diese Anlage diebstahlsicher zu installieren.

Wie viel ?
Zur Keimung und zum Anwachsen sind 5 – 8 mm ausreichend. Es soll nur feucht sein.
Später gibt man jeweils 15 – 25 mm. Eine alte Faustregel lautet: Beregnet wird, bis sich Pfützen bilden.

Womit ?
Zunächst wird abgestandenes Wasser verbraucht.
Danach muss Leitungswasser verwendet werden. Die Tropfen wärmen sich in der Luft
durch die Lufttemperatur auf. Nachteile gegenüber abgestandenem Wasser wurden bisher
nicht nachgewiesen (FRÖHLICH 2007) !
Die Entnahme aus stehenden und fließenden Gewässern darf nur bei Berechtigung erfolgen und das Wasser sollte frei von Schadstoffen sein!

Empfehlungen für die Zusatzbewässerung von Obst

Die zusätzliche Bewässerung kann auf Ertragshöhe und Fruchtqualität nur dann voll wirken wenn auch Pflanzenschutz, Nährstoffversorgung und sachkundiger Gehölzschnitt erfolgen.
Den höchsten Wasserbedarf haben die Wintersorten Apfel, gefolgt von den Herbstsorten Apfel sowie Sauerkirsche, Pfirsich und Erdbeere.

Alle Obstarten sollten mit trockenen Blättern in die Nacht gehen.
Bei allen Gehölzen sollte eine Durchfeuchtung des Bodens bis in 40 cm Tiefe erreicht werden.
Die Zusatzbewässerung sollte bei Trockenheit etwa aller 8 – 10 Tage erfolgen.

Spezielle Hinweise

Apfel
Schwach wachsende Unterlagen vertragen Schwankungen der Bodenfeuchte schlechter als mittelstarke.

Sauerkirsche
Bewässerung fördert besonders Ertrag und Qualität.

Pfirsich
Der Fruchtfall ist geringer, wenn ab Mitte Juli bewässert wird.

Pflaume
Durch anhaltende Trockenheit besonders gefährdete Sorten
platzen bei nachfolgender Bewässerung.

Johannisbeere
Das flache und sehr dichte Wurzelnetz ist bei Trockenheit
besonders gefährdet. Beeren bleiben sehr klein.

Erdbeere
Im Pflanzjahr kann eine Beregnung ohne Bedenken erfolgen.
In Ertragsjahren ist eine Furchenbewässerung vorzuziehen, sie beugt einem Befall von Grauschimmel vor.

Während der Ernte sollte man aller 2…3 Tage wässern.

Literatur: BLASSE u. HENKEL in VKSK- Lehrheft Nr. 37 „Bewässerung“ 1985.



Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 04.10






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