Schnitt von Obstbäumen. Binden.. 1/10

Schnitt von Obstbäumen. Binden als Ergänzung zum …
Vielfach ist es nicht möglich, allein mit dem Schnitt die gewünschte Form der Krone eines Obstbaumes zu erreichen. Deshalb versucht man mit verschiedenen einfachen Verfahren das auszugleichen, was eine Schere nicht vermag. Neben dem Spreizen mittels Spreizholz oder Krümmen mittels einer entsprechend gebogenen Klammer aus starkem Draht ist das Binden von Zweigen als Ergänzung zum Schnitt besonders geeignet. In der eigenen „Obstplantage“ mit ursprünglich 14 Bäumen, davon noch 11 verbliebenen, wurden damit beste Ergebnisse erreicht! Dieses Verfahren ist sehr leicht zu handhaben und die Rinde an den Zweigen bleibt völlig unverletzt, sofern das Binden mit der erforderlichen Sorgfalt vorgenommen wird.

Wann soll man binden?
Je jünger und weicher ein Zweig ist, umso leichter lässt er sich binden. Deshalb wird es auch hauptsächlich in den ersten Jahren angewendet. Möglich ist es mit jungem Holz ohne weiteres auch noch später. Aber bei einer gut erzogenen Krone ist es dann meist nicht mehr erforderlich.
Voraussetzung für das Binden ist eine konkrete Vorstellung davon, in welche Form die Krone erzogen werden soll. Das beginnt bereits mit dem Pflanzschnitt. Ist eine Rundkrone vorgesehen und der frisch erworbene Jungbaum hat kräftige Zweige gleichmäßig in 4 Richtungen verteilt, muss aus dieser Sicht nicht gebunden werden, denn der Jungbaum erfüllt bereits die ersten Anforderungen. Hat man jedoch die Erziehung einer Krone mit ovalem Grundriss vorgesehen, bietet es sich direkt an, zwei sich gegenüberstehende Zweige so zu binden, dass ein verschobenes Kreuz entsteht (etwa wie das Verkehrszeichen für unbeschrankten Bahnübergang). Der Schnitt selbst erfolgt zweckmäßigerweise grundsätzlich erst nach dem Binden!

Womit wird gebunden?
Das Bindematerial soll haltbar sein und darf keinesfalls in die Rinde des Zweiges einschneiden. Angelsehne oder extrem dünner Bindfaden sind daher ungeeignet. Sonst ist es gleichgültig, ob der Bindfaden aus Natur- oder Kunstfaser besteht. Je dicker der Faden ist, desto besser: umso mehr wird die Rinde geschont. Wer ganz sicher gehen will, kann sogar zwischen Zweig und Faden eine Unterlage geben, z. B. Leder, aufgeschnittenen Gartenschlauch o. ä.

Wie bindet man am besten?
Der Bindfaden wird nicht am Zweig festgebunden, sondern der Zweig wird durch eine mit dem Bindfaden gebildete Schlinge seitlich und in der Höhe in die gewünschte Richtung gebracht. Dazu nutzt man das Prinzip des Spannens einer Zeltschnur: Als erstes knüpft man am Ende des Bindfadens eine kleine Schlinge. Danach führt man diese Schlinge an der vorgesehenen Stelle über den Zweig. Durch diese Schlinge schiebt man nun den Bindfaden so, dass eine zweite, aber lose Schlinge entsteht. Dort fixiert man mit einem kleinen Knebel (Aststückchen 8-10 cm lang und 8-10 mm stark), und zieht straff. Fertig. Foto dazu siehe PDF. Diese Technik, vom Zeltaufbau übernommen, erlaubt es, den Faden je nach Bedarf zu straffen oder zu lockern, ohne dass man zwischen die Zweige langen muss und dabei evtl. Holz abbricht.
Die Befestigung erfolgt ebenfalls in der beschriebenen Knebel- Technik für Zweige der untersten Astebene am Boden (Zelthering, kurzer Stock ö. ä.). Für Zweige von höheren Astebenen kann man meist tiefer stehende Zweige nutzen.
Für die Entwicklung einer gleichmäßig geformten Krone ist es wichtig, besonders auf die Einhaltung der sog. Saftwaage in jeder Astebene zu achten (alle Astenden einer Astebene liegen etwa auf der gleichen Höhe).

Wie erfolgt die Nachbehandlung?
Nach dem Binden sollte besonders folgendes beachtet und notfalls korrigiert werden:
- Sitzt die angelegte Schlinge am Zweig noch richtig?
- Liegt ein evtl. eingelegter Schutz noch auf?
- Ist die Spannung noch richtig, oder muss nachjustiert werden- dank Knebel- Technik kinderleicht!

Wenn der Zweig nach einem oder zwei Jahren bei Lockerung der Spannung in seiner Lage verharrt, wurde das Ziel erreicht und der Bindfaden kann abgenommen werden.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder) 01.10






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