Rosenpflege im Frühjahr 3/10

Rosenpflege im Frühjahr

Die Rose als „Königin der Blumen“, so benannt schon 600 v. Chr. von der berühmten griechischen Lyrikerin Sappho, kann ihre volle Schönheit nur entfalten, wenn sie sich zu einer gesunden und kräftigen Pflanze entwickeln kann. Ehrlicherweise muss man einräumen, dass wir heute sehr viele Blumen kennen, die diesem Beinamen auch voll gerecht werden könnten. Trotzdem tun wir sicher kein Unrecht, wenn wir selbst heute noch die vor 2600 Jahren erfolgte Kür akzeptieren!
Ein Rosenstock, der infolge starken Befalls von Sternrußtau oder anderen Krankheiten alle Blätter verliert und nur noch mit kahlen Trieben dasteht, lediglich gekrönt von traurigen Blüten, ist keine Augenweide mehr, selbst wenn es eine der wertvollsten Edelrosen ist, die es gibt! Leider sind solche Bilder noch relativ häufig zu sehen. In diesen Fällen wäre es sicher für den Hobbygärtner günstiger, sich von solchen Pflanzen vorübergehend zu trennen und erst dann einen Neustart zu wagen, wenn es ihm möglich ist, sich im erforderlichen Maße diesen wunderbaren, aber anspruchsvollen, Pflanzen zu widmen und notfalls auch die benötigten Pflanzenschutzmittel zu kaufen.
Wir Hobbygärtner sind deshalb gut beraten, wenn wir die Rosen zu unserer ureigensten Freude so pflegen, wie es für ihre Entwicklung am günstigsten ist und wie es sich seit langem bestens bewährt hat. Im Frühjahr stehen zunächst als Pflegemaßnahmen an: Winterschutz entfernen, düngen und schneiden.

Das Abnehmen des Winterschutzes
soll erst erfolgen, wenn keine strengen Fröste mehr zu erwarten sind. Die Erfahrungen dazu besagen sogar, dass ein zu frühes Abnehmen sehr schaden kann, hingegen bei verspätetem Abnehmen sich lediglich die Vegetation verzögert. Notfalls kann man das Reisig erneut auflegen, falls wider Erwarten nochmals stärkerer Frost angekündigt werden sollte.
Beim Ausbreiten der angehäufelten Erde oder Erd- Kompost- Mischung soll die Veredlungsstelle unbedingt etwa 5 cm mit Erde bedeckt bleiben. Dadurch besteht die Chance, dass nach einem späteren Frost, durch den die oberirdischen Augen erfroren sind, aus dem zugedeckten Triebteil erneut ein Austrieb erfolgt und so der Rosenstock erhalten bleibt.

Die Düngung
ist zur Sicherung der Nährstoffversorgung unerlässlich. Sie ist die Voraussetzung für eine kräftige Entwicklung der Triebe, reichen Ansatz von Blütenknospen und Ausbildung der Blüten in ihrem Typ entsprechender Größe. Man kann aber mit einer Düngung bis zum zweiten Jahr nach der Pflanzung warten, weil das dabei verwendete Kompost- Erde- Gemisch (ggf. sogar Pflanzerde oder spezielle Rosenerde) genügend Nährstoffe für das erste Jahr enthält.
Der optimale Zeitpunkt für die Düngung besteht, bevor das Abhäufeln erfolgt. Dann wird der Dünger beim Ausbreiten gleich mit der Erde sehr gut vermischt.
Grundlage der Nährstoffversorgung sollte eine organische Düngung sein. Hierfür eignen sich besonders verrotteter Stalldung (kein Schweine- oder Geflügelmist!), Dungpellets vom Fachhandel sowie guter Kompost. Stehen diese in ausreichender Menge zur Verfügung, kann u. U. sogar auf eine ergänzende Mineraldüngung verzichtet werden.
Anderenfalls hat sich folgende Verfahrensweise bewährt: Vor dem Abhäufeln im Frühjahr werden je m2 etwa 50 g Horn- und Knochenmehl gestreut. Als zweite Gabe streut man Mitte bis Ende Juni (nicht später, weil eine spätere Stickstoffgabe die Ausreife des Holzes verzögert und damit die Gefahr einer Erfrierung erhöht) die gleiche Menge eines mineralischen Volldüngers, z. B. COMPO Blaukorn ENTEC. Der gegenüber anderen Blaudüngern wesentlich höhere Gehalt an Kalium begünstigt gleichzeitig das Ausreifen des Holzes und wirkt dadurch vorbeugend gegen Frostschäden.

Eine Kalkung ist natürlich ebenfalls notwendig und wird als herbstliche Maßnahme im Beitrag „Rosenpflege im Herbst „ beschrieben.

Der Schnitt der Rosen
bereitet vielen Hobbygärtnern immer wieder Probleme. Dabei ist es wirklich nicht so schwer und kompliziert, wie es vermutet wird. Wer diese Aufgabe mit gesundem Menschenverstand und guter Beobachtungsgabe angeht, hat den Erfolg schon zur Hälfte erreicht! Die andere Hälfte ergibt sich aus folgenden Grundüberlegungen:

1. Durch die Züchtung hat die Wildform unserer Kulturrose Eigenschaften verloren, dafür sind neue hinzugekommen.

2. Die Wildform zeigt standortbedingt ihre Blüten stets in fast gleicher Größe und in relativ gleichmäßigem Blütenreichtum. Die Kulturformen würden ohne menschlichen Einfluss immer weniger blühen mit immer kleiner werdenden Blüten.

3. Die Wildform reguliert die Regeneration selbständig: Alttriebe sterben ab, Neutriebe sichern den Erhalt der Pflanze. Bei unseren Kulturformen müssen wir in die Regeneration unserer Rosenstöcke korrigierend und aus ästhetischen Gründen eingreifen.

4. Für den Rosenschnitt gilt wie für alle Gehölze das Naturgesetz: Starker Rückschnitt bewirkt Austrieb kräftiger Neutriebe.

Rosen können sogar ein biblisches Alter, wie man sagt, erreichen. So steht der älteste Rosenstock der Welt seit dem Jahr 815, als das Bistum Hildesheim gegründet wurde, neben dem dortigen Dom. Als im 2. Weltkrieg die Stadt bombardiert wurde, verbrannte zwar der oberirdische Strauch. Die Wurzeln konnten jedoch wieder austreiben, und der Rosenstock steht heute nach 1200 Jahren immer noch (!!!).

Als optimaler Zeitpunkt für den Schnitt der Rosen im Frühjahr gilt die alte Faustregel der Gärtner: Wenn die Forsythien blühen werden Rosen geschnitten. Dann sind keine strengen Fröste mehr zu erwarten. Allerdings darf man sich danach nur mit Bedacht richten. Wenn nämlich infolge eines sehr milden Witterungsverlaufes wie im Jahr 2007 die Forsythien schon im Februar beginnen zu blühen, ist nicht auszuschließen, dass es im März noch einmal sehr kalt werden kann. Also sollte man vorsichtshalber mit dem Rosenschnitt immer mindestens bis Ende März warten!

Eine sehr scharfe Schere (Rosenschere) zum Rosenschnitt ist für jeden Rosenfreund natürlich selbstverständlich. Nur so erfolgt ein glatter Schnitt und verheilt die Schnittstelle problemlos.

Beim Schnitt der Rosen geht man zweckmäßigerweise ganz systematisch vor. Zuerst gilt für alle Rosen: man entfernt Triebe, die abgestorben, erfroren, überaltert, schwach, zu dicht und überzählig sind sowie die sich kreuzen, direkt an der Verzweigungsstelle oder unmittelbar über dem Erdboden.

Bei allen weiteren Schnitten wird etwa 5 – 10 mm über dem Auge geschnitten, so dass ein kurzer Zapfen stehen bleibt. Das ist wichtig, weil der Rosentrieb nach dem Schnitt immer etwas eintrocknet. Würde man wie bei Obst direkt über dem Auge schneiden, würde das „Rosenauge“ vertrocknen!

Beim zweiten Schritt achtet man auf die Erhaltung der Form des Stockes (Formschnitt) und berücksichtigt einige Besonderheiten der verschiedenen Rosenklassen:

Kletterrosen
Bei Bedarf die Haupttriebe etwa um ein Drittel kürzen. Seitentriebe nur kürzen, wenn sie nach persönlicher Einschätzung zu lang geworden sind, eine Notwendigkeit dazu besteht jedoch nicht! Die Blütenbildung kann man fördern, wenn die Triebe nicht senkrecht, sondern schräg nach oben geleitet werden (etwa 45 °), wie bei Obst! Wenn man aller 3 Jahre einen Trieb auf etwa 15 cm zurücksetzt, kann der Stock lange Zeit jung erhalten bleiben, anstatt zu vergreisen.

Beetrosen, Strauchrosen, Teehybriden
Diese drei Rosenklassen zusammen nehmen sicher den Hauptteil aller in unseren Hobbygärten angebauten Rosen ein.
Es sollten nicht mehr als 5 Triebe verbleiben. Diese kürzt man auf 20 – 30 cm.

Bodendeckerrosen
Besonderheiten sind nicht jährlich erforderlich. Man sollte aber aller 4 – 5 Jahre eine Verjüngung auf etwa 30 cm vornehmen.

Zwergrosen
Es genügt, wenn 3 – 4 Triebe verbleiben und diese auf 20 cm gekürzt werden.

Stammrosen
Es gelten gleiche Grundsätze wie für andere Rosen, Triebe auf max. 40 cm kürzen.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 03.10






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