Kleingartengestaltung 11/07

1. Rechtsvorschriften beachten
Die Einhaltung der Vereinssatzung, Gartenordnung, Vorschriften zur Bebauung sowie brisanter Umweltgesetze (Wasser, Naturschutz, Abfälle u. ä.) ist die oberste Voraussetzung für die Erhaltung des Status „Kleingartenanlage“ im Sinne des Bundeskleingartengesetzes vom 28.2.1983. Gleichzeitig bindet dieses Gesetz den Pachtpreis an genau definierte Vorgaben und grenzt Kleingartenanlagen dadurch klar gegen Erholungsgrundstücke ab. Diese Regelung macht einen Kleingarten gerade auch für junge Familien mit Kindern attraktiv. Für Erholungsgrundstücke vereinbaren Verpächter und Pächter den Pachtpreis selbst.
Sinngemäßen Rechtsvorschriften aus dem BGB, der Bau-und Umweltgesetzgebung sowie den kommunalen Vorschriften unterliegen auch Eigentümer von Privatgrundstücken.

2. Produktive Nutzung für den Eigenbedarf ist Hauptzweck
Eine gewisse Gliederung der Flächen für Gemüse einschließlich Erdbeeren, Obstgehölze, Zierpflanzen (Blumen und Gehölze) und Aufenthalt zur Erholung hat sich bestens bewährt. Vor allem die frühere Praxis, Gemüse unter Hochstammobst anzubauen, zeigt heute deren Grenzen: Hochstämme sind oft nicht mehr zu beherrschen, werden ungenügend gepflegt, die Ernte ist sehr erschwert und erfolgt oft nur noch teilweise, die Unterkulturen werden durch Schatten sowie Nährstoff-und Wasserkonkurrenz beeinträchtigt, erforderliche Pflanzenschutzmaßnahmen am Obst müssen u.U. unterbleiben -mit fatalen Folgen.

Deshalb folgende Empfehlungen:
- Gemüsefläche von Obstgehölzen frei halten.
- Obstbäume im Block anordnen, mit Niederstamm bei 50 bis 70 cm Stammhöhe auswählen.
- Bei Obstbäumen unbedingt die Unterlage auf den Boden abstimmen: für leichte und mittlere Böden eine mittelstark wachsende Unterlage, für schwerere Böden eine schwach wachsende Unterlage wählen.
- Beerensträucher ordnen sich gut am Rand ein.
- Blumen und Ziergehölze nach gleichen bzw. ähnlichen Standortansprüchen in verschiedenen größeren Bereichen zusammenfassen. Als am stärksten wirkendes Kriterium sind dabei die unterschiedlichen Ansprüche an den pH-Wert (Säuregrad des Bodens), also an die Versorgung mit Kalk zu beachten. Je größere Flächen für die verschiedenen Bereiche geschaffen werden, desto besser.
- Stauden, Zwiebelgewächse und Ziergehölze nicht nur als einzelne Pflanzen für sich sehen, sondern deren Nachbarn berücksichtigen und ganze Pflanzengemeinschaften sinnvoll zusammenstellen.

3. Pflanzen mit Bedacht auswählen
Für alle Pflanzen von Gemüse, Blumen und Gehölzen gilt: die wenigsten Probleme bereiten in der Nachbarschaft bewährte und widerstandsfähige Pflanzenarten und Sorten. Deshalb erst informieren, dann kaufen.

Besondere Vorsicht bei Zierpflanzen, die gesundheitsschädliche Stoffe enthalten (sog.„Giftpflanzen“). Gehören Kinder zur Familie, sollten solche Zierpflanzen erst in den Garten genommen werden, wenn die Kinder das Schulalter erreicht haben.

Für die Rasenfläche, die häufig auch als Liegewiese dient, ist eine strapazierfähige Rasenmischung
entsprechend dem Boden stets zweckmäßiger als ein sog. englischer Zierrasen.

4. Kleingewächshaus kann sein
Ein Kleingewächshaus im Kleingarten kann durchaus lohnenswert sein. Man sollte aber vorher sehr genau überlegen, wie die Nutzung erfolgen soll und ob die dabei zu erzielenden Vorteile den Aufwand tatsächlich rechtfertigen. Die meisten in einem „Kalthaus“ ohne Heizung gezogenen Pflanzen lassen sich mit wesentlich geringerem Aufwand auch in einem einfachen Frühbeet kultivieren. Dieses hat noch den Vorteil, bei zerlegbarer Konstruktion jährlich entsprechend der Fruchtfolge versetzt werden zu können. Gleiches gilt für ein Tomatenhaus Marke Eigenbau (Garten Zeitung 5/00 S. 48).

5. Laube einfach bauen und einrichten
Beim Bau einer Laube sollte man berücksichtigen:
- Nichtbeachtung von Rechtsvorschriften kann später zu Auflagen über Umbau oder Rückbau führen.
- Zulässig nach dem Bundeskleingartengesetz sind nur einfache Ausführung und Ausstattung.
- Isolierung schützt im Sommer vor zu starkem Temperaturanstieg in der Laube und bietet im
Herbst befristet eingelagertem Erntegut Schutz vor den ersten Nachtfrösten.
- Eine Campingtoilette genügt, ist hygienisch und kann problemlos über den Kompost entsorgt werden. Ein WC ist zwar komfortabler, aber wesentlich teurer und nicht unproblematisch bei der Entsorgung.
- Unmittelbar in der Nähe der Laube bietet sich die Einordnung des Erholungsbereiches an.

6. Spielgelegenheiten für Kinder schaffen
In den Erholungsbereich gehören auch Spielgelegenheiten für Kinder, wie z. B. Sandkasten, Planschbecken o. ä. Eine Schaukel für kleinere Kinder kann, sofern ein geeigneter Baum vorhanden ist, an einem kräftigen Ast angebracht werden. Wenig zweckmäßig ist dagegen die Errichtung eines im Boden verankerten feststehenden Schaukelgerüstes, da die Kinder einem solchen schon nach wenigen Jahren entwachsen sind.
Größere Kinder lieben besonders Hollywoodschaukel, Hängematte und Wasser in jeder Form. Schnell sind auch Freundschaften mit Nachbarkindern geschlossen, die in den Garten kommen und zu denen die eigenen Kinder gehen. Darauf sollten sich Familien mit Kindern unbedingt einstellen! Für die Zuweisung eines eigenen kleinen Beetes sind fast alle Kinder dankbar. Eine altersgerechte Anleitung sollte man allerdings stets geben.

7. Himmelsrichtung bei allen Maßnahmen beachten
Die Lage zur Himmelsrichtung hat im Garten vielfach Bedeutung:
- Anbaufläche für Gemüse und Erdbeeren nach Süd einrichten.
- Obstbäume bei Reihenpflanzung in Nord-Süd-Richtung stellen.
- Kompost unter Baumschatten oder an schattigem Nord-Platz.
- Erdbeeren in Ost-West-Richtung gepflanzt sichert bessere Durchlüftung und beugt dadurch gegen Grauschimmel vor.
- Obstspalier an der Laube von Süd-Ost bis Süd-West günstig.
- Efeu an der Laube auch an Nord-Seite möglich.
- Bei allen Maßnahmen beachten, dass die eigene Nord-Seite gleichzeitig für den Nachbarn die Süd-Seite ist!

Bei Nichtbeachtung ist Nachbarschaftsstreit vorprogrammiert.

8. Wegenetz auf notwendiges Maß beschränken
Ein Hauptweg vom Garteneingang zur Laube genügt. Ökologisch freundliche Gestaltung mit Rasen, Rinde, Holzhäcksel vom Schredder, Gitterplatten oder lose verlegten Platten sollte selbstverständlich sein. Betonierte Wege sind Vergangenheit und ohnehin laut Gartenordnung untersagt. Auf dem Gemüseland sind feste Wege überhaupt nicht erforderlich. Zur Schonung des Bodens haben sich bei Arbeiten kurzfristig ausgelegte schmale Holzbretter bewährt. Nach Abschluss wird das Brett weggenommen und der Boden wieder aufgelockert. Auf größeren Flächen mit Blumen oder Ziergehölzen genügen einzeln lose verlegte Platten.

9. Kompostierung schließt im Garten den Stoffkreislauf
Der Fachhandel bietet Kompostbehälter in verschiedenen Ausführungen und Preisen an. Kostengünstiger ist sicher die Anlage mit 2 oder 3 Kammern im Eigenbau. Der Platz sollte nicht zu eng bemessen sein. Nach eigener Erfahrung ist der Anfall an Frischmasse so hoch, dass zu Saisonende die erste Kammer, in der das Frischgut gesammelt wird, etwa je 100 qm Gesamtgartenfläche 0,5 cbm Kompostgut unterschiedlicher Rotte enthält. Hierbei ist kein Schreddergut von ausgeschnittenen Ästen enthalten, da man davon je 1 cbm Kompost höchstens 20 Liter zugeben sollte. Eine Umsetzung in die zweite Kammer erfolgt bei offenem Wetter während des Winters.

10. Gartenteich kann i-Tüpfelchen sein
Ein Gartenteich ist unabhängig von seiner Größe sehr reizvoll, wenn dieser sachgerecht angelegt worden ist und ebenso betrieben wird. Damit die Probleme aber nicht schon mit der falschen Auswahl des Platzes heraufbeschworen werden, sollte man sich bei Interesse zunächst über alle grundsätzlichen Fragen einer solchen Anlage gründlichst informieren. Vor dem Beginn ist in jedem Fall auch eine Beratung mit einem auf diesem Gebiet erfahrenen Gartennachbarn möglichst vor Ort zu empfehlen. Gartenteich unbedingt gegen Kinderunfälle sichern! Am besten erst dann anlegen, wenn die Kinder das Schulalter erreicht haben.

11. Regenwasser ist Gold wert
Regenwasser vom Laubendach wird am besten in Regentonnen, miteinander durch Überlauf verbunden, gesammelt. Bei Wasseranschluss im Garten dient die Tonne unter dem Zapfhahn ebenfalls als Zwischenspeicher, wenn Wasser aus den Regentonnen nach dahin umgefüllt wird. Die Regentonnen werden dann wieder für eine neue Wasseraufnahme frei.
Man sollte für mindestens insgesamt 1000 Liter (= 1cbm) Kapazität schaffen. Je mehr-desto besser!
Regentonnen unbedingt gegen Kinderunfälle sichern!

12. Freies Spalier bietet guten Sichtschutz
Für ein freies Spalier als Sichtschutz ist eine Bepflanzung mit Weinreben oder mit Wildem Wein (Parthenocissus) besonders geeignet. Von großem Vorteil gegenüber einer Hecke oder Sträuchern ist dabei eine beträchtliche Einsparung an Platz.

Dr. Manfred Willkommen Frankfurt(Oder) 11/07







Letzte Änderung am Montag, 10. Juli 2017 um 08:46:55 Uhr.



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