Kätzchenweiden 4/12

Kätzchenweiden

Weidenkätzchen gehören zu den frühesten Blüten im Freien und sind deshalb für alle Bienen eine wichtige Nahrungsquelle. Bei der Einordnung von Frühblühern im Hobbygarten wird meist nur an Blumen gedacht, jedoch ist auch die Verwendung von Kätzchenweiden sehr sinnvoll. Neben einem wichtigen Beitrag zur Förderung der Nützlinge ist es uns Hobbygärtnern ganz legal möglich, ein paar Zweige von der Kätzchenweide für den Zimmerschmuck zu schneiden.

Die Weide ist uns allen sicher bekannt als ein feuchten Boden liebendes Gehölz, oft neben Bächen und Teichen wachsend. Die Arten- und Sortenvielfalt ist jedoch sehr groß und bietet im Prinzip für alle Gartenböden eine gewisse Auswahl an. Außerdem sind viele Weiden an den Standort recht tolerant und kommen mit Ausnahme extremer Böden fast überall gut zurecht. Baumschulkataloge weisen zudem in Sortenbeschreibungen auch aus, welche für trockene Standorte geeignet sind. Jedoch sollte die Weide möglichst einen sonnigen Platz bekommen. Dort ist der Ansatz von Kätzchen am besten. An schattigen Stellen werden zwar auch lange Jahrestriebe gebildet, aber der Ansatz von Kätzchen bleibt geringer.

Für Kleingärtner hat der Bund Deutscher Kleingärtner (BDG) in verschiedenen Merkblättern Hinweise zum Anbau von Kätzchenweiden gegeben. In dem „Handbuch für den Gartenfachberater im Sächsischen Kleingärtnerverein“ (2000) S. 221 empfiehlt der Landesverband Sachsen der Kleingärtner als niedrig bleibende Sorten:

- Öhrchenweide (Salix aurita) 2 m
- Echte Salweide (Salix caprea mas) 3 m
- Hängende Kätzchenweide (Salix caprea pendula) 2 m
- Niedrige Purpurweide (Salix purpurea nana) 0,5 – 1 m
- Rosmarin- Weide (Salix rosmarinfolia) 1 m
- Engadin- Weide (Salix „Wehrhanii“) 1 m.

Hobbygärtnern, die nicht dem Bundeskleingartengesetz unterliegen und deshalb ohne Bedenken auch höher wachsende Weiden verwenden können, stehen noch zahlreiche weitere Sorten zur Verfügung. Es muss ja nicht gleich eine Silberweide (Salix alba) mit bis 25 m, die Salix alba „Liempde“ sogar bis 35 m, oder eine Hängeweide (Salix elegantissima) mit bis 15 m Höhe sein. Gut geeignet sind aber beispielsweise die Küblerweide (Salix smithiana) bis 6 m, die schon von der Gartenbaulegende SPÄTH aus Berlin als vorzügliche Bienenweide empfohlen wurde („SPÄTH- Buch 1720 – 1930“ S. 289) sowie die Sorte „Silberglanz“ bis 5 m, die im Katalog der Euro- Baumschule SCHMIDT 1995/1996 S. 304 als seinerzeit beste Kätzchenweide beurteilt und bei einem Sortenvergleich (Treiberei) der Landwirtschaftskammer Kiel als Spitzensorte bewertet worden ist.

Aus der Biologie der Kätzchenweiden ist für uns Hobbygärtner wichtig zu wissen:

Bei den meisten Weidenarten gibt es männliche und weibliche Pflanzen, was die Botanik als zweihäusig bezeichnet. Verschiedene Arten haben an einer Pflanze aber auch männliche und weibliche Blüten, was als einhäusig bezeichnet wird.Die attraktiven Kätzchen, die den Pollen produzieren, sind männlich. Für uns sind deshalb nur die männlichen Pflanzen interessant, also die Pflanzen, die männliche Blüten tragen. In einer Baumschule sollte man sich deshalb bestätigen lassen, dass die für den Kauf vorgesehene Weide eine männliche Pflanze ist.Weiden lassen sich mühelos mit Stecklingen vermehren.
Will man nicht gerade eine ganz bestimmte Sorte, ist die Anzucht aus Stecklingen die günstigste Lösung. Man kann dann zwar nur selten den Sortennamen erfahren, weiß aber genau, wie die Weidenkätzchen aussehen und wie die Wüchsigkeit des Gehölzes ist. So habe ich es für den eigenen Garten auch gemacht.

Zunächst beobachtet man im Frühjahr, bei wem eine schöne Kätzchenweide im Garten steht. Diesen Hobbygärtner bittet man nach der Blüte um einen oder zwei kräftige Jahrestriebe. Es schadet nichts, wenn der Austrieb der Blätter schon begonnen hat. Die Triebe sind in Durchmesser und Länge um so kräftiger, je älter das Gehölz ist. Man schneidet dann den oder die Stecklinge so, wie hoch der Stamm werden soll plus 15 – 20 cm für die Bewurzelung. Eine Stammhöhe von 50 cm reicht völlig aus und ist bei kleinen Sorten sogar entsprechend kürzer. Je nach Bodenart vertragen die Stecklinge auch das sofortige Stecken in den Boden. Das erfordert aber eine intensive Kontrolle der Bodenfeuchtigkeit, was besonders auf leichteren Böden problematisch werden kann, z. B. während längerer Abwesenheit.

Wesentlich sicherer ist deshalb folgendes Verfahren: Die Stecklinge werden mit den Augen nach oben in ein hohes Einweckglas gestellt. Dieses füllt man mit Wasser etwa 20 cm hoch. Der Wasserstand sollte möglichst ständig etwa gleich hoch sein.
Nun kann man genau beobachten, wie sich die Wurzeln in den nächsten Wochen bilden. Es ist auch möglich, in einem Glas zwei Stecklinge gleichzeitig bewurzeln zu lassen. Das erfordert aber später beim Herausnehmen große Vorsicht, um die Wurzeln nicht zu beschädigen. Am besten nimmt man beide Stecklinge zusammen aus dem Glas und trennt sie dann erst. Sind die Wurzelfäden etwa 10 cm lang, können die Stecklinge eingetopft werden. Dazu pflanzt man diese bewurzelten Stecklinge vorsichtig in einen großen Pflanztopf ein und hält diesen feucht- nicht vernäßt! Bis zum Herbst hat sich dann ein gut ausgebildetes Wurzelsystem entwickelt. Die Jungpflanzen kann man nun sofort an die vorgesehene Stelle pflanzen oder in der Erde überwintern: topfgroßes Loch ausheben, Topf einsetzen, Lücken mit Erde anfüllen und wässern. Vor dem Winter reichlich anhäufeln und im Frühjahr auspflanzen.

Der Schnitt bei unseren Kätzchenweiden ist einfach. Soll eine Krone aufgebaut werden, schneidet man die ersten Jahrestriebe nicht ganz zurück, sondern kürzt nur stark ein. Das regt eine Verzweigung an. Das einfachste Schnittverfahren ist aber der radikale Schnitt der Jahrestriebe am Stamm – nach dem Prinzip Kopfweide. Danach entwickeln sich meist starke und lange Jahrestriebe mit gutem Besatz von Kätzchen. Die Weide überschreitet auch nie eine gewisse Höhe.

Krankheitserreger, wie verschiedene Schadpilze und Insekten, können auch bei Weiden auftreten. Im eigenen Garten waren es aber nur Blattläuse, deren Kolonien mit bekannten alternativen Mitteln, z. B. Seifenlauge, behandelt wurden und zu keiner Zeit einen nennenswerten Schaden verursachen konnten.

Dr. Manfred Willkommen, Frankfurt (Oder), 04.12.






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